Mensch – Du fehlst!

Immer und immer wieder ging Eva das Lied von Herbert Grönemeyer durch den Kopf:

Und der Mensch heißt Mensch Weil er vergisst
Weil er verdrängt
Und weil er schwärmt und stählt Weil er wärmt Wenn er erzählt Und weil er lacht Weil er lebt
Du fehlst

Diese Zeilen trafen es genau. Ihr Gefühl. Wie es ist, wenn ein Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Oder vielmehr, wie es ist, wenn man sich erinnert, wie es war. Als er noch da war- ihr Freund Andreas. Die ersten Tage, Wochen waren unerträglich. Sie fiel in ein Loch. Obwohl ihre Mama, ihr Bruder und auch ihre Freunde sich redlich bemühten, für sie da zu sein. Blickte ihre Seele in einen tiefen Abgrund. Jeden Tag. Jede Nacht. Doch irgendwann ging das Wort von Mund zu Mund, von Ohr zu Ohr. Dass es da noch andere Menschen gab. Denen es ähnlich ging. Und die sich regelmäßig trafen.

Manchmal schwiegen sie nur miteinander. Manchmal tranken sie eine Tasse Tee miteinander. Manchmal hörten sie Musik. Manchmal redeten sie. Erst zaghaft. Dann mutiger. Bis das Eis brach. Bald vertrauten sie einander. Sie fühlten, sie sind nicht allein mit ihrer Trauer. Und ihre schweren Herzen wurden freier. Es entstanden Begegnungen. Freundschaften. Ganz anderer Art.

Heute geht es Eva viel besser. Nicht, weil sie ihren Freund vergessen hat. Sondern weil sie gelernt hat, wie ein Leben ohne ihn gehen kann. „Der Schmerz ist nicht verschwunden. Doch er ist gewandelt worden. In Kraft. In ein Nach-Vorn-Gehen. In neuen Lebensmut.“ So sagt sie.

Diese Geschichte hat mich beeindruckt. Und sie hat mich ermutigt, in unserer Gemeinde auch so einen Ort zu schaffen. Einen Ort, an dem Trauernde sich ungezwungen treffen können.

In der Jeremiakirche gibt es einmal im Monat am Freitagnachmittag die Möglichkeit der lockeren Begegnung.

Die ersten Termine sind der 31. Mai und der 28. Juni 2024, jeweils von 15:30 Uhr – 17:00 Uhr. Treffpunkt ist der Haupteingang der Jeremiakirche, Siegener Str. 52, unter dem blauen Glockenturm.

Ich freue mich auf Sie.

Herzlich,
Ihre Pfarrerin Axinia Schönfeld