Sie ist wieder da, die dunkle Jahreszeit. Es wird kühler, stürmischer. Morgens beim Aufstehen denken wir, es ist noch Mitternacht. Und abends müssen wir uns sputen, dass wir beim Abendspaziergang im Park nicht im Finstern tappen. Denn um 17 Uhr ist es schon fast dunkel. Der Herbst hat sich sichtlich eingerichtet. Und bevor wir es uns versehen, ist er da, der Winter. Natürlich können wir uns Kerzen anzünden und uns auf unserer Couch in eine Decke einmummeln und versuchen, es uns gemütlich zu machen. Aber die gefühlt dauerhafte Dunkelheit macht etwas mit uns.
Und ein Blick in die Welt hebt nicht gerade die Stimmung. Schlechte Nachrichten aus Nah und Fern. Unsicherheit in Politik und Wirtschaft, das Anwachsen von politischen Extremen. Wichtige Ziele, die noch in weiter Ferne zu liegen scheinen: Beendigung der Kriege, vor allem in der Ukraine und in Gaza, Stopp des Klimawandels….
Es herrscht eine übertragene Dunkelheit. Denn es fehlt ein Licht am Horizont. Es fehlt ein Hoffnungsschimmer.
Da hilft es doch, einmal die Heilige Schrift aufzuschlagen und beim Propheten Jesaja im 60. Kapitel nachzulesen. Denn da steht Tröstliches.
„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“
(Jes. 60, 1-2)
Der wahrscheinlich um die Zeit des Babylonischen Exils, also im 6. Jahrhundert v. Chr. geschriebene Text spricht für den Staat Juda bzw. die Juden immer noch in eine schwere Zeit hinein. Denn diesmal haben die Perser die Herrschaft über sie, wenngleich sie tolerantere Besatzer sind. Die düstere Stimmung und das Wirken dunkler Mächte werden durchaus zur Kenntnis genommen. Aber Gott spricht durch den Propheten eine andere Sprache: die Sprache des Lebens, die Sprache des Glaubens an das Licht, das die Dunkelheit besiegen wird.
Da wird ein Licht kommen von Gott, das uns den Weg weist. Ein Licht, das uns erleuchtet. Gott wird als Licht in die Welt kommen und uns und alle Völker erleuchten und zusammenführen. Was für eine Hoffnung!
Die Worte des Propheten erinnern an die Geburtsstunde unseres Glaubens:
Weihnachten. Gott kommt durch seinen Sohn in die Welt. Ein Licht erscheint am Horizont, das uns mit seiner Liebe wärmt und uns den Weg für unser Leben weist.
Da fallen mir sofort die Worte aus dem Johannesevangelium ein, die Jesus Christus uns später zusagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh. 8, 12)
Und er sagt uns bei Matthäus auch zu: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt. 5 14).
Denn weil wir in seinem Licht stehen, sollen wir anderen leuchten.
Gottes Licht kann uns also Hoffnungsschimmer, Wegweiser und Ansporn zugleich sein, gerade in dieser Zeit!
Einen lichten November und eine gesegnete und leuchtende Advents- und Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Axinia Schönfeld