Andacht zur Jahreslosung 2024 – Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!

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Unser Apostel Paulus, der große Missionar des Christentums, er hat viel auf sich genommen. Er hat viele Reisen unternommen, um seine Gemeinden zu gründen und sie zu betreuen. Und er hat viele Briefe an seine Gemeinden geschrieben, von denen wir einige im Neuen Testament wiederfinden. Einer der bekanntesten Briefe ist der 1. Brief des Apostels an die Gemeinde in Korinth. Mit ihr hatte Paulus so seine Nöte. Es gab Spaltungen in Glaubensfragen, Spaltungen zwischen Arm und Reich, Konflikte zwischen einer gemäßigten, bescheidenen Fraktion und lautstarken, arroganten Eiferern. Allein, dass wir zwei Briefe der korinthischen Korrespondenz in der Bibel finden (wahrscheinlich gab es noch mehr Briefe), zeigt: Paulus musste hier ganz schön rotieren, um diese Gemeinde zusammenzuhalten und sie zu disziplinieren. Und nach langen Ausführungen über Kreuz, Ethik, Abendmahl, Gemeindegaben und Dienste, über die Liebe, über Prophetie und Zungenrede und über die Auferstehung schließt er mit einem knackigen Appell an alle: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ (1. Korinther 16, 14).

Ich finde es sehr überlegt, dass dieser Satz zur Jahreslosung 2024 gewählt wurde. Denn es scheint, als ob der Mikrokosmos „Gemeinde in Korinth“ den Makrokosmos „Welt“ abbildet. Schon immer, aber jetzt mehr denn je. Die Welt ist in Aufruhr. Schon immer, aber jetzt mehr denn je. Themen wie der Klimawandel, der Ukrainekrieg, der Nahostkonflikt, Migration, Antisemitismus, Pandemien und Epidemien, Inflation und Existenznöte betreffen viele Menschen in unserer globalisierten Welt direkt oder indirekt und bringen Konflikte mit sich, welche zu Spaltungen in der Gesellschaft führen.

Jetzt mögen die Älteren sagen: „Ja, das gab es immer schon. In Krisenzeiten wird härter gelitten, gerungen und gestritten.“ Dann sage ich: „Ja, aber der Ton ist rauer geworden. Ja, aber die Aggressivität und Gewaltbereitschaft ist größer geworden.“

Und hier scheinen mir die digitalen Netzwerke keine geringe Rolle zu spielen. Denn hier kann sich jeder und jede anonym äußern. Ja, hier können sich Plattformen bilden, welche extremistisches und gewaltverherrlichendes Gedankengut von Links bis Rechts salonfähig machen, und das weltweit. Da liest man antisemitische, rassistische, sexistische und andere diskriminierende Äußerungen in allen Sprachen, die Entsetzen hervorrufen. Sie verdienen nicht, hier zitiert zu werden. Aber wichtiger noch: Es herrscht eine primitive, hasserfüllte und menschenverachtende Ausdrucksweise, sogenannte Hate-Speech (Hassrede), die auf jeden Fall geahndet werden muss. Denn sie beeinflusst auch den Ton des Umgangs im realen Alltag negativ. Menschen gehen unhöflicher, taktloser, liebloser, ja roher miteinander um. So scheint es mir.

Da braucht es unbedingt einen Apostel Paulus, der nicht nur die Christinnen und Christen in Korinth, sondern in der ganzen Welt real und digital ermahnt, dass ihr Herz nicht erkalten darf. Liebe ist ebenso wie der Friede ein Fundament unseres christlichen Glaubens, mit dem wir zu einem besseren gesellschaftlichen Klima beitragen können, auch im Dialog mit anderen Kulturen und Religionen. Das sollten wir gerade in diesen Zeiten nie vergessen! So lasst uns das Gebot des Apostels reinen Herzens zum Gebot des Jahres in die ganze Welt hinausrufen:

Diskutiert miteinander! Streitet miteinander! Ringt um Antworten!

Aber: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“

Gottes Segen sei mit Ihnen!

Herzlich,

Ihre Pfarrerin Axinia Schönfeld