Pfingsten, der Heilige Geist und mehr…

„Was feiert ihr eigentlich Pfingsten? Feiert ihr da nicht den Heiligen Geist?! Was heißt das denn?“, fragte mich neulich der kleine türkische Junge, der letztes Jahr mit seinen Eltern in unser Haus gezogen ist, und der offensichtlich erfahren hatte, dass ich Pfarrerin bin. „Ich bin Moslem“, sagte er selbstbewusst. Aber ich interessiere mich auch sehr für andere Religionen. Ich war erfreut über so eine unverhoffte und ungezwungene Form des interreligiösen Dialogs mitten im Alltag, die mir dennoch einiges abverlangte… Nach kurzem Überlegen legte ich los: 

„Pfingsten, so sagt es unsere Heilige Schrift, ist der Heilige Geist auf ganz viele Menschen in Jerusalem herabgekommen und sie haben zum Glauben an Gott und an seinen Sohn Jesus Christus gefunden. Dieses Ereignis wird in der Apostelgeschichte im Neuen Testament beschrieben,“ erklärte ich. Da heißt es: „Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.“ (Apg 2, 1-4). Und dann hält der Apostel Petrus noch eine große Predigt. Und am Ende heißt es da: „Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen“ (Apg 2, 41). „Manche nennen diese Massenbekehrung am Pfingsttag, 50 Tage nach Jesu Auferstehung am Ostersonntag, auch den Beginn der Kirche. Aber das stimmt nicht so ganz, da ja schon vorher viele Menschen zum Glauben kamen und sich taufen ließen. Es ist aber doch ein symbolischer Startschuss der weltweiten Glaubensgemeinschaft aller Christinnen und Christen“, führte ich ergänzend aus und dachte, damit wäre nun erst einmal alles gesagt. 

Aber der kleine Junge löcherte mich weiter: „Und der Vater und der Sohn? Wer sind die dann?“ Wieder überlegte ich einen Moment.  „Also, ich versuche es mal einfach zu erklären,“, entgegnete ich. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind nicht etwa drei verschiedene Götter. Sie sind vielmehr verschiedene Formen, wie wir den einen Gott erfahren können. Der Vater ist Gott der Schöpfer aller Dinge. Ihn können wir vor allem im Wunder der Natur und des ganzen Weltalls erfahren. Der Sohn ist der Mensch, den Gott der Vater in die Welt gesandt hat. Er ist der Bote der Liebe und des Friedens. Und der Heilige Geist ist derjenige, der uns Menschen zum Glauben führt. Er macht, dass wir Gott erkennen und lieben, und dass wir Jesus Christus als Sohn Gottes erkennen und lieben.

„Und steht das auch in der Bibel? Ich meine das mit dem Heiligen Geist, was der so macht?“, fragte der kleine Junge weiter. „Ja,“ entgegnete ich. „Jesus erklärt es im Johannesevangelium im Neuen Testament: „Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit… Aber der  Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

(Joh 14, 16.26.) „Das ist ja ganz schön schwer“, sagte der kleine Junge. „Aber wiederum auch ganz einfach. Gott schickt Glaube, Liebe und Frieden zu den Menschen durch Jesus. Und seit der nicht mehr da ist, macht das der Heilige Geist… Oder?“ „So ähnlich“, antwortete ich, und war erstaunt über so viel Weisheit in so einem kleinen Menschen… 

Frohe Pfingsten und einen gesegneten Monat Mai und Juni wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Axinia Schönfeld