Es ist schon auffällig, in was für einer turbulenten Zeit wir leben. In einer Zeit der ständigen Krisen, in einer Zeit ständiger Veränderung. Rechtsruck und Regierungswechsel in aller Welt. Viele Probleme, die angepackt werden müssen:
Haushaltslöcher, Klimaschutz, Migration und Integration, Entbürokratisierung, Digitalisierung, Stärkung der eigenen Armee, aber auch Stärkung der Nato, Stärkung Europas, Beendigung des Ukraine-Krieges, Beendigung des Gaza-Krieges und anderer Kriege wie im Sudan, die fast in Vergessenheit geraten sind.
Bei so vielen Problemen, könnte man meinen, müssten doch alle an einem Strang ziehen. Doch weit gefehlt. Fronten haben sich verhärtet. Menschen scheinen unversöhnlich. Die Gesellschaft scheint gespalten. In Amerika. In Europa. In Deutschland. In Gesellschaft, Politik, Kirche.
Da macht es mich doch froh, dass dies sich gerade zu ändern scheint, dass der Geist der Eintracht, der Geist der Gemeinschaft, der Geist der Solidarität doch langsam immer mehr um sich greift, weil er den wahren Feind unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft entlarvt: Den Geist der Zwietracht! Den Geist der Abgrenzung! Den Geist des Egoismus! Den Geist, der Menschen verachtet und diskriminiert! Nicht nur die vielen Demonstrationen gegen Rechts, sondern auch die Begegnungen, die ich alltäglich mit Menschen habe, bestätigen mich darin.
Auch hier sehe ich unseren christlichen Glauben wieder als eine Möglichkeit, Gemeinschaft zu stiften, einander zuzuhören, einander zu stärken, so dass der Glaube wieder wächst. Nicht nur der Glaube an Gott, sondern der Glaube an das Gute, der Glaube an die Demokratie und der Glaube daran, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam meistern können, auch wenn wir verschiedene Meinungen haben und solidarisch und kompromissbereit sein müssen.
Der Geist von Pfingsten ist ein Kerngedanke des Christseins, dass alle vom Geist Gottes, vom Geist der Eintracht erfasst werden! Eintracht, die Vielfalt und Diversität bejaht! Eintracht, die Menschlichkeit und Frieden bejaht! Und dieser Geist geht weit über das Christentum hinaus. Er schließt meines Erachtens alle Konfessionen, alle Religionen und auch andere Weltanschauungen mit ein. Dieser Geist der Eintracht lässt uns erkennen, dass wir die Probleme unserer Zeit nicht gegeneinander, sondern nur miteinander lösen können.
So heißt es in der Apostelgeschichte:
„Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab…
Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“ Apg 2, 4. 42.44-47.
Ich glaube fest daran, dass der gute Geist Gottes die Mehrheit der Menschen, nicht nur in unserer Kirche, sondern auch in unserer gesamten Gesellschaft, erfassen wird und sie erkennen: Gemeinsam sind wir stark! Gemeinsam schaffen wir das!
Im gemeinschaftlichen Geist von Pfingsten grüße ich Sie herzlich.
Ihre Pfarrerin Axinia Schönfeld