Wort zur Zeit (Gemeindebrief Juni-August 2020)

WORT ZUR ZEIT

Ein Blick aus dem Fenster.
Der Himmel: Ein tiefes Meer von Blau.
Die Sonne, sie lacht.
Freiheit.
Endlich wieder draußen sein.
Beobachten, wie alles blüht.

Und plötzlich übermannt uns der Feind von außen. Einer, mit dem wir nie gerechnet hätten. Stadtmauern. Luftkorridore. Nationale Grenzen. Sie interessieren ihn nicht. Minütlich kommt er uns näher. Die Bilder im Netz, im Fernsehen. Wie in einem apokalyptischen Hollywoodfilm. So scheint es. Panik. Düstere Prognosen. Warnungen. Jeden Tag aufs Neue. Nicht mehr rausgehen. Unvorstellbar. Ich zittere. Doch ich muss die Seelen der anderen beruhigen. Hoffe, dass sie mein Zittern nicht merken. Durchatmen. Hinsetzen. Eine Kerze anzünden. Denke ich. Und dann bete ich. Zu Dir. Jeden Tag. Wie immer. Nur intensiver. Langsam legst Du einen Schleier der Ruhe über mein Herz.
Die zärtliche Berührung Deiner Hand scheint zu sagen:
Fürchte Dich nicht. Hab keine Angst. Und irgendwann lasse ich mich fallen. Weil ich fühle, weil ich weiß: Du bist da, durch all unsere Bedrängnis hindurch, die Du selbst nur zu gut kennst. Ich weiß, Du bist da. Und ich weiß: Du hast uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Wie ein Mantra spreche ich diesen Satz immer und immer wieder. Ich weiß, es ist eine schwere und ungewisse Zeit für uns alle jetzt. Ich weiß aber auch, dass wir sie überstehen werden. Und wir können sie als Chance nutzen. Als Chance, zu tun, wozu wir sonst nie kamen. Menschen anzurufen, die wir fast vergessen hatten. Aus unserer Gemeinde. Freunde. Verwandte. Wir können diese Zeit als Chance nutzen, einfach nur innezuhalten und uns zu besinnen. Als Chance, zusammen mit der ganzen Welt eine Auszeit zu nehmen und zu sehen: Die Delphine in Venedig kommen zurück! Ich weiß, es ist eine schwere und ungewisse Zeit für uns alle jetzt. Ich weiß aber auch, dass wir sie überstehen werden im Vertrauen auf Gott. Und ich weiß: Hinterher werden wir nicht mehr dieselben sein. Und die Welt ist vielleicht ein Stück näher zusammengerückt.

So meine Hoffnung!
Bleiben Sie gesegnet und behütet und vor allem gesund!
Ihre Pfarrerin Axinia Schönfeld

(Beitragsbild von Myriam Zilles auf Pixabay /Gemeindebrief Juni-August 2020)